Im Jahr 2015 hat die Bundesregierung bereits zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht, die sich sowohl auf das Absatzpotenzial von Erdgas als auch auf die Klimabilanz Deutschlands auswirken werden. Zukunft Gas hat auf Basis dieser Beschlüsse eine strategische Marktprognose erstellt. Im Unterschied zu bestehenden, teilweise globalen Marktabschätzungen nimmt diese Marktprognose die konkreten Politikentscheidungen in Deutschland als realistischen Aufsatzpunkt. So soll vorgezeichnet werden, welchen Entwicklungspfad Erdgas in der Energiewende einschlagen wird. Es handelt sich nicht um ein normatives Szenario, wie sich der Absatz von Erdgas entwickeln soll, sondern um eine realistische Marktfortschreibung vor dem Hintergrund der tatsächlichen Politik- und Marktentwicklungen.
Politik prägt Markt
Als wesentliche Eckpfeiler der politischen Rahmenbedingungen für die künftige Marktgestaltung fließen in die strategische Marktprognose unter anderem die Maßnahmen des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020, des nationalen Aktionsplans Energieeffizienz, die Eckpunkte für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende und die Novelle des KWK-Gesetzes ein.
Mehr Erdgas, mehr Klimaschutz
Auf dieser Basis wird die Entwicklung bis zum Jahr 2035 vorgezeichnet. Das Kernergebnis der Marktprognose: Bis 2035 können die CO2-Emissionen Deutschlands mit den ergriffenen und beschlossenen Maßnahmen um rund ein Drittel auf rund 520 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr gesenkt werden. Dabei wird Erdgas eine wachsende Rolle spielen. Im gleichen Zeitraum steigt der Anteil von Erdgas am Energieverbrauch von etwa 21 Prozent auf rund 27 Prozent. Absolut betrachtet wird der Erdgas-Einsatz dank immer weiter verbesserter Effizienz nahezu konstant bleiben. Der prognostizierte Rückgang von acht Prozent bewegt sich im Bereich der normalen wetterbedingten Schwankungen beim Erdgas-Absatz. Der Rückgang beim Absatz von Erdgas fällt dabei dank neuer Absatzchancen deutlich moderater aus als der Rückgang des gesamten Energieverbrauchs, der mit minus 27 Prozent bis 2035 beziffert wird.
Neue Absatzchancen für Erdgas
Die Studie zeigt auf, in welchen Marktsegmenten durch die getroffenen politischen Maßnahmen künftig neue Absatzchancen entstehen und wo Märkte schrumpfen. Ganz allgemein ist durch das Bemühen um mehr Energieeffizienz von einem schrumpfenden Markt auszugehen. Die größten Rückgänge im Erdgas-Absatz sind in den Bereichen zu verzeichnen, in denen Erdgas derzeit besonders stark aufgestellt ist: im Wärmemarkt und an der Schnittstelle zwischen Wärme- und Strommarkt. Zusammengenommen weist die strategische Marktprognose hier einen zurückgehenden Erdgas-Einsatz von 84 TWh aus. Doch die Klima- und Energieeffizienzmaßnahmen der Politik eröffnen auch neue Marktchancen für den klimaschonenden Energieträger Erdgas. Durch die Klimareserve kann ein Absatzplus von 2 TWh erreicht werden. In der Größenordnung von 4 TWh wird Erdgas als Kraftstoff im Verkehrssektor neue Absatzmärkte eröffnen. Die KWK-Förderung schließlich ist für den Absatz von Erdgas besonders interessant: Um 32 TWh kann der Erdgas-Absatz in diesem Marktsegment steigen.
Schlüsselfaktor Wärmemarkt
Die größten Effizienz- und Klimabeiträge wird der Wärmemarkt liefern. Der Modernisierungsstau im Heizungskeller soll unter anderem durch das "Anreizprogramm Energieeffizienz" bekämpft werden. Hierfür werden Bundesmittel in Höhe von 165 Millionen Euro jährlich zur Förderung von Effizienzmaßnahmen im Gebäudebereich eingesetzt, unter anderem für die Markteinführung Erdgas betriebener Brennstoffzellenheizungen. Insbesondere in Industrie und Gewerbe werden darüber hinaus Einsparungen infolge der Energieeffizienz-Netzwerke erwartet. In Energieeffizienz-Netzwerken definieren Unternehmen mithilfe eines durch Energieberater und Moderatoren begleiteten Prozesses Effizienzziele für das Netzwerk und setzen sie um. Ein Praxisleitfaden zur Netzwerkarbeit wurde im Juni 2015 veröffentlicht, ein entsprechendes Internetportal mit Umsetzungsunterstützung ist seit September 2015 online. Bis zum Jahresende 2015 wurden über 25 Netzwerke initiiert.