Die heute an das Gas-Netz angeschlossenen Kunden sowie weitere potenzielle Kunden haben unterschiedliche Anforderungen an den darin transportierten Energieträger. Diese reichen vom Wunsch nach 100 Prozent Wasserstoff bis hin zu 100 Prozent Methan. Die Gas-Infrastruktur ist in der Lage auf diese Anforderungen zu reagieren bzw. darauf eingestellt zu werden. Dabei kommen unterschiedliche Möglichkeiten zum Tragen, die je nach Notwendigkeit gewählt werden können. Prinzipiell muss im Hinblick auf die Leitungsinfrastruktur zwischen Fernleitungsnetzen und Verteilnetzen unterschieden werden. Während in Verteilnetzen in Abhängigkeit der angeschlossenen Verbraucher eine Zumischung möglich erscheint, sollten Fernleitungsinfrastrukturen für methanhaltige Gase (Erdgas, Biomethan, synthetisches Methan) sowie Wasserstoff weitestgehend getrennt betrieben werden.
Durch die Beimengung von Wasserstoff in Gas-Verteilnetzen verändern sich die brennstofftechnischen Eigenschaften des Gases. Darüber hinaus beeinflussen Wasserstoffbeimengungen chemische Prozesse, für die heute Erdgas stofflich verwendet wird. Auswirkungen von Wasserstoff auf die Gasbeschaffenheit sind insbesondere für die Chemie-, Stahl-, Glas- und Ziegelindustrie relevant. Neben den statischen Beimischungswerten wirken sich vor allem schnelle Schwankungen der Erdgasbeschaffenheit störend auf sensible Prozesse aus. In von sensiblen Verbrauchsanlagen betroffenen Gasnetzbereichen sollte insbesondere die stark fluktuierende Beimischung von Wasserstoff begrenzt werden. Beispielsweise können im Falle einiger bestehender sensibler Industrieanlagen bereits Wasserstoffkonzentrationen i. H. v. 2 Vol.-% einen sicheren Anlagenbetrieb verhindern. Gleichwohl sollte die Infrastruktur selbst als sehr langlebiges Asset bereits frühzeitig für unterschiedliche Gasbeschaffenheiten bereit gemacht werden. In Bereichen ohne sensible Anwendungen, insbesondere im klassischen Gebäudewärmebereich im Verteilnetz, sind bereits heute im Bestand höhere und stärker schwankende Wasserstoffgehalte möglich und können zunehmend erschlossen werden.
Darüber hinaus muss der Aufbau reiner Wasserstoff-Infrastrukturen auf Fernleitungsebene vorangetrieben werden. Dazu ist die Nutzung bestehender Infrastrukturen volkswirtschaftlich effizient und wirkt akzeptanzfördernd. Letzteres gilt auch für die Nutzung der bereits vorhandenen Verteilnetze, die ggf. über wachsende Beimischungen für klimaneutralen Wasserstoff erschlossen und genutzt werden können.